Mittwoch, 17. April 2024

Yours Truly

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Yours Truly
von Abby Jimenez

übersetzt von Urban Hofstetter
erschienen im dtv-Verlag
am 14.03.2024

Taschenbuch
464 Seiten
ISBN: 978-3-423-22062-0
15,00 €

auch erschienen als
E-Book
9,99 €

(Stand: 17.04.2024)

Ich bedanke mich beim Verlag und Lovelybooks für die Zusendung des Rezensionsexemplars.

Zum Inhalt (Quelle: Verlag):
Erster Eindruck. Zweiter Blick. Dritter Anlauf.
Briana Ortiz' Leben könnte besser laufen: Sie steht kurz vor der Scheidung, ihr kranker Bruder braucht eine Organspende und um die Beförderung zur Chefärztin muss sie mit Neuankömmling Jacob Maddox konkurrieren. Sie will ihn hassen. Anstatt die Situation zu entschärfen, tritt Jacob von einem Fettnäpfchen ins nächste … Bis Briana einen Brief von ihm bekommt. Einen sehr, sehr netten Brief, in dem sich herausstellt, dass er nicht der Teufel höchstpersönlich ist – sondern introvertiert, witzig und immer mehr ein guter Freund. Doch das ändert sich, als Jacob auch noch bereit ist, Brianas Bruder eine Niere zu spenden. Briana beginnt sich zu fragen: Ist Jacob nur das Match für ihren Bruder oder auch für sie selbst?

Meine Meinung: 

Das Cover sticht mit seinen peppigen Farben direkt ins Auge. Mit seinem bedruckten Buchschnitt hat mich der Roman direkt angesprochen. Die Pflanzen / Blätter sind als Motiv zwar passend gewählt zum Inhalt des Romans, allerdings spielen Pflanzen hier nur eine kleine Rolle. Ein anderes Motiv wäre an dieser Stelle vielleicht einleuchtender. Die peppigen Farben versprechen einen humorvollen Liebesroman, den man mit „Yours Truly“ auch vor sich liegen hat.

 

Angepriesen wird der Roman vom Verlag unter anderem mit dem Slogan „Mr. Darcy meets Grey`s Anatomy“. Dies hat bei mir falsche Erwartungen geweckt. Vordergründig wird die (Fake-) Beziehung der beiden Protagonisten behandelt. Weitere Themen sind das Nierenleiden des Bruders, die Angststörung des Protagonisten, das Trauma der Protagonistin, vergangene Beziehungen. Der Alltag im Krankenhaus wird hier fast gar nicht aufgegriffen, was ich schade fand, da ich andere Erwartungen hatte.

 

Der Aufbau des Romans hat mir gut gefallen. Die Kapitel werden zumeist im Wechsel aus der Ich-Perspektive der beiden Protagonisten Briana und Jacob erzählt. So kann man sich in beide sehr gut hineinversetzen und bekommt auch viel von den Gedanken der Protagonisten mit. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, enden zum Teil mit kleinen Cliffhangern und sind superschnell zu lesen. Der Schreibstil der Autorin ist leicht, flott und sehr humorvoll. Ich mochte insgesamt auch die Leichtigkeit des Romans, trotz schwieriger und ernster Themen, hatte ich nie das Gefühl von Schwere.

 

Die erste Hälfte des Romans hat mir sehr gefallen. Ich mochte den Kennenlernprozess der beiden Protagonisten. Dieser startet zunächst langsam über einen Briefwechsel, entwickelt sich dann aus einer Not heraus zu einer Fake-Beziehung. Zunächst war es noch süß dabei zu sein, wie die beiden sich ineinander verlieben und davon ausgehen, dass der andere nur den Schein wahrt.

 

Ab der zweiten Hälfte war ich jedoch genervt von der fehlenden Kommunikation der beiden Hauptfiguren. War die Autorin unnötigen Konflikten in der ersten Hälfte noch aus dem Weg gegangen entwickelte es sich in der zweiten Hälfte genau ins Gegenteil. Die Offenheit vom Anfang fehlte mir hier dann fast bis zum Ende.

Das Ende war zwar wieder sehr schön, aber der Mittelteil hat mir leider nicht so sehr gefallen. Der Schreibstil, der angenehme Humor, Jacob und die sehr guten Nebenfiguren haben den Lesefluss gefördert und den Roman aufgewertet.

 

Es wurden viele tiefgründige Themen aufgegriffen, die für mich aber zu knapp abgehandelt wurden. Hier wäre weniger mehr gewesen. Vielleicht auch deshalb kam bei mir emotional nicht so viel an. Aufgrund meiner negativen Gefühle in der zweiten Hälfte, bekommt die Grundstimmung von mir leider etwas weniger Punkte.

Hinzu kommt leider, dass ich mit anderen Erwartungen an den Roman rangegangen bin. Ich hatte mich sehr auf das Krankenhaussetting gefreut. Das kam für mich leider viel zu kurz. 

 

Der Schreibstil der Autorin und der Wechsel der Sichtweisen, der Briefwechsel zu Beginn, Jacob als Protagonist und die guten Nebenfiguren machen es mit anderen Erwartungen aber sicher zu einem soliden, humorvollen Liebesroman, den man sehr flott lesen kann.



Cover und Illustration              
4 / 5
Story / Inhalt   
3 / 5
Aufbau und Schreibstil 
4 / 5
Spannung und Lesefluss
4 / 5
Hauptfigur /-en
3 / 5
Emotionen und Stimmung
2 / 5

 

Mein Tipp: Im Juli 2024 erscheint ein weiterer Roman der Autorin im dtv-Verlag. Es handelt sich um einen Roman, der zeitlich vor "Yours Truly" spielt und sich um ihre Freundin Alexis dreht. Wer also gerne von der Story her chronologisch vorgehen möchte, der sollte sich gedulden um zuerst den Roman "Part of Your World" zu lesen.

Freitag, 19. Mai 2023

DreamWalker - Die Schatten (Band 1 der Dream Walker Trilogie)

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Projekt DreamWalker - Die Schatten (Band 1)
von Christoph Zachariae

Selfpublishing
erschienen als 
Taschenbuch | Hardcover | E-Book 

Vielen Dank an Christoph Zachariae für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


Zum Inhalt (Quelle: Website des Autors):
Traumforscher Dr. Jakob Lem arbeitet im Schlaflabor der Berliner Charité an der revolutionären Behandlungsmethode Therapeuten in die Träume anderer Menschen zu schicken: Projekt DreamWalker.

Seine fünfzehnjährige Tochter Isabella ist hochsensibel. Sie hält sich von Geräuschen und Menschen fern und zeichnet lieber Insekten im Garten. Nur in ihren Träumen ist sie frei, denn Isa ist Klarträumerin, genau wie ihr Vater. Dr. Lem fördert das Talent seiner Tochter und will sie zur DreamWalkerin ausbilden.

Nach einem Verkehrsunfall liegt Dr. Lem im Koma und Projekt DreamWalker droht das Aus. Isa kann sich ein Leben ohne ihren Vater nicht vorstellen. Zum ersten Mal geht sie ein Risiko ein und bricht als DreamWalkerin zu einer Reise ins Unbekannte auf.

Kann sie den Traum ihres Vaters finden und ihn aus dem Koma wecken?

Meine Meinung:
Nachdem Christoph Zachariae anfragte, ob ich DreamWalker gerne lesen und rezensieren möchte, habe ich erstmal die Leseprobe auf mich wirken lassen. Mit dem einfachen, authentischen und bildgewaltigen Schreibstil kam ich gut zurecht. Mit dem Thema konnte ich zunächst erstmal nicht wirklich etwas anfangen. Die Leseprobe machte allerdings Lust auf mehr und so ließ ich mir das Rezensionsexemplar des ersten Bandes der DreamWalker Trilogie zusenden. (Vielen Dank auch für die nette Widmung).

Das Cover ist dem Thema Traumwelt angepasst und ansprechend gestaltet. Man erkennt auf den ersten Blick dass es sich um einen Roman aus dem Bereich Fantasy handelt. Sehr schön sind auch die Illustrationen (von Colin M. Winkler), welche die einzelnen Kapitel voneinander abgrenzen.

Mit dem Thema Träumen und luzides Träumen hatte ich mich bisher noch nicht näher auseinandergesetzt. Der Autor baut diesen wissenschaftlichen Aspekt unauffällig und ohne zu sachlich zu werden in die Story ein. Man wird langsam an das Thema herangeführt und erfährt, was Klarträumen bedeutet und wie man als Träumer die Inhalte beeinflussen kann. Und auch was die Forschung des Protagonisten Dr. Lem für die Patienten und Träumer bedeutet und bewirken soll. Die Traumwelt regt die eigene Fantasie an und zieht in ihren Bann.

"Die Schatten" ist unterteilt in 37 Kapitel, welche sich in der gebundenen Ausgabe auf 453 Seiten erstrecken. Die Länge der Kapitel ist recht unterschiedlich, mal länger mal kürzer aber immer bleibt der Lesefluss gut vorhanden. Kurze Kapitel motivieren zum weiterlesen. Man lernt Familie Lem im Verlauf der Geschichte näher kennen. Dr. Jakob Lem, seine Frau Maude und die gemeinsame Tochter Isabella weisen sehr unterschiedliche Charakterzüge auf. 

Isabella hat autistische Züge, zieht sich gerne in die Natur zurück und zeichnet gerne. Die Beziehung zu ihrer Mutter ist nicht immer ganz einfach. Ihr Vater, Dr. Lem, bindet sie in seine Traumforschung mit ein und Isabella ist eine begabte Klarträumerin. Diese Gemeinsamkeit verbindet Tochter und Vater noch mal besonders. Dr. Lem kann auch Isa's Verhalten oft besser nachvollziehen. Nach seinem Unfall übernimmt Isa die Aufgabe Kontakt über die Traumwelt mit ihrem Vater aufzunehmen. Dies birgt aber auch Gefahren, vor denen auch Dr. Lem gewarnt hat. Auf ihren ersten intensiven und spannenden Abenteuern in der Traumwelt und auf ihrer Suche nach Erkenntnissen über den Ewigen Traum können wir Isabella in diesem ersten Band begleiten. 

Isa als Protagonistin hat mir sehr gefallen. Ihre autistischen Merkmale machen sie zu einer interessanten aber auch liebenswürdigen Hauptfigur. Ihre Willenskraft und ihr Mut, aber auch ihr Humor ließen mich sie im weiteren Verlauf des Romans sehr ins Herz schließen.

Die Stimmung des Romans ist für einen phantastischen Roman angemessen düster und geheimnisvoll. Die Emotionen kommen in jedem Fall sehr gut rüber. In allen unterschiedlichen Situationen kann man sich sehr in die Szenen und die Gefühle der beteiligten Figuren einfühlen.

Für mich war es ein sehr spannendes und neuartiges Erlebnis den ersten Band der DreamWalker Trilogie zu lesen. Das Thema ist erfrischend anders und die Umsetzung hat mir gut gefallen. Auch die Protagonisten machen sehr viel Lust auf mehr. In dem in diesem Jahr erschienenen Band 2 "Der große Träumer" kann man Isabella bei weiteren spannenden und traumhaften Reisen begleiten. 


Cover und Illustration              
5 / 5
Story / Inhalt   
4 / 5
Aufbau und Schreibstil 
5 / 5
Spannung und Lesefluss
4 / 5
Hauptfigur /-en
4 / 5
Emotionen und Stimmung
4 / 5

 

Samstag, 25. März 2023

Altes Leid

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"Altes Leid"
Die Ida Rabe Reihe (1)
von Lea Stein

erschienen im Heyne Verlag
einem Verlag der 
Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
am 18.01.2023

Paperback
448 Seiten
ISBN: 978-3-453-42606-1
16,00 €

auch erschienen als
E-Book | Hörbuch

(Stand: 18.03.2023)

Vielen Dank an das Bloggerportal und den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Zum Inhalt (Quelle: Verlag):
Hamburg, 1947. Nach nur wenigen Wochen Ausbildung tritt Ida Rabe ihre erste Stelle als Polizistin an. Mitten auf St. Pauli, in der Davidwache, soll sie die neu gegründete Weibliche Polizei verstärken. Und schon bald bekommt sie viel zu tun: Im nachkriegszerbombten Hamburg trifft man das Elend an jeder Ecke – in Form von Bettlern, Prostituierten und stehlenden Kindern. Als eine Frau im Umland tot aufgefunden wird, grausam verstümmelt und mit aufgeschnittenem Unterleib, scheint sich niemand besonders für den Fall zu interessieren. Doch Ida, deren eigene dunkle Vergangenheit mit der Unterwelt Hamburgs verschlungen ist, macht sich auf die Suche nach dem Täter. Bald ist klar: In Hamburg geht ein Monster um. Und um es zu fassen, muss Ida ihm gefährlich nahe kommen ..
Meine Meinung:
Vor kurzem habe ich den historischen Roman "Elbleuchten" gelesen und habe mich damit bereits aus meiner Komfortzone heraus gewagt. Daher freute ich mich darauf, mich mit "Altes Leid" erneut auf eine literarische Reise in die Vergangenheit der Hansestadt zu begeben. 
Zeitlich spielt "Altes Leid" jedoch einige Jahrzehnte später, kurz nach dem zweiten Weltkrieg.
Weitere Gemeinsamkeiten sind die starken Frauen als Protagonisten, wenngleich die Lebensumstände sehr unterschiedlich sind.
Doch nun mehr zu Lea Steins Kriminalroman mit Ida Rabe als Hauptfigur. Es handelt sich um den ersten Band einer Kriminalromanreihe.
Das Cover finde ich schlicht aber ansprechend und sehr passend für einen historischen Kriminalroman.

Wir begleiten Ida Rabe bei ihren ersten Tagen auf der Wache in St. Pauli bei der weiblichen Polizei. Sie beginnt zu ermitteln und findet sich sehr rasch mitten in einem Kriminalfall wieder. Eigentlich nicht ihr Aufgabengebiet, beißt sie sich doch sehr fest in dem Fall und ermittelt viel auf eigene Faust.
Leider habe ich sehr lange gebraucht um so richtig mit dem Roman, den Hauptfiguren und auch mit dem Fall warm zu werden. Erst nachdem ich ca. die Hälfte der 448 Seiten gelesen hatte, konnte mich auch die Story fesseln und ich wurde langsam warm mit Ida Rabe. 
Nachdem ich den Roman nun beendet habe, kann ich mir jedoch vorstellen, auch den zweiten Band der Reihe (nach Erscheinen) zu lesen. Bei einer Krimireihe, wird man oft ja auch erst so nach und nach mit den Protagonisten warm und erfährt auch mehr aus dem Privatleben und der Vergangenheit, denn das fehlte mir im ersten Band der Ida-Rabe Reihe etwas. Gegen Ende hätte ich aber gerne noch mehr erfahren.

Die Stimmung der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurde anschaulich beschrieben und man konnte sich gut hineinversetzen. Emotionen was die Figuren betrifft, kamen bei mir nicht wirklich an, es sei aber erwähnt, dass es sich nun mal um einen Kriminalroman handelt, und nicht um einen Liebesroman.

Ab der zweiten Hälfte hat mich der Roman sehr gut unterhalten und ich habe mit Ida Rabe mit gerätselt und mit gefiebert. Die Protagonistin bleibt mir aber am Anfang leider etwas zu blass und die Story packte mich nicht gleich, bleibt man jedoch dran ist die Auflösung am Ende schlüssig und der "Showdown" sehr spannend.



Cover und Illustration              
4 / 5
Story / Inhalt   
4 / 5
Aufbau und Schreibstil 
3 / 5
Spannung und Lesefluss
2 / 5
Hauptfigur /-en
3 / 5
Emotionen und Stimmung
3 / 5

 


Dienstag, 7. Februar 2023

Zwischen Welten

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"Zwischen Welten"
von Juli Zeh und Simon Urban

erschienen im Luchterhand Verlag
einem Verlag der 
Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
am 25.01.2023

Hardcover
448 Seiten
ISBN: 978-3-630-87741-9
24,00 €

auch erschienen als 
E-Book | Hörbuch

(Stand: 07.02.2023)

Vielen Dank an das Bloggerportal und den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Zum Inhalt (Quelle: Verlag):
Zwanzig Jahre sind vergangen: Als sich Stefan und Theresa zufällig in Hamburg über den Weg laufen, endet ihr erstes Wiedersehen in einem Desaster. Zu Studienzeiten waren sie wie eine Familie füreinander, heute sind kaum noch Gemeinsamkeiten übrig. 
Stefan hat Karriere bei Deutschlands größter Wochenzeitung DER BOTE gemacht, Theresa den Bauernhof ihres Vaters in Brandenburg übernommen. Aus den unterschiedlichen Lebensentwürfen sind gegensätzliche Haltungen geworden. Stefan versucht bei seiner Zeitung, durch engagierte journalistische Projekte den Klimawandel zu bekämpfen. Theresa steht mit ihrem Bio-Milchhof vor Herausforderungen, die sie an den Rand ihrer Kraft bringen.

Die beiden beschließen, noch einmal von vorne anzufangen, sich per E-Mail und WhatsApp gegenseitig aus ihren Welten zu erzählen. Doch während sie einander näherkommen, geraten sie immer wieder in einen hitzigen Schlagabtausch um polarisierende Fragen wie Klimapolitik, Gendersprache und Rassismusvorwürfe. Ist heute wirklich jeder und jede gezwungen, eine Seite zu wählen? Oder gibt es noch Gemeinsamkeiten zwischen den Welten? Und können Freundschaft und Liebe die Kluft überbrücken?
Meine Meinung:
Juli Zeh konnte mich mit "Über Menschen" sehr überzeugen, ganz im Gegenteil zu dem früheren Werk "Leere Herzen". Umso gespannter war ich, ob "Zwischen Welten", bei dem Juli Zeh sich Simon Urban mit ins Boot geholt hat, an meine Begeisterung von "Über Menschen" anknüpfen kann. Thematisch und auch vom Schauplatz Brandenburg gibt es einige Gemeinsamkeiten, trotzdem ist "Zwischen Welten" auch wieder ganz anders.

Inhaltlich sprach mich der Klappentext bzw. die Inhaltsangabe der Verlagsseite, sehr an. Es werden Themen behandelt, die unsere Gesellschaft (beginnen zu) spalten. Jeder bekommt dies in seinem persönlichen Umfeld oder zumindest in den sozialen Medien mit. Verpackt in diesem Briefroman wird man mit verschiedenen Themen konfrontiert und muss sich fragen, wo steht man selbst. Wie ist der eigene Umgang mit verschiedenen Meinungen, bleibt die Kommunikation noch respektvoll? Wie ist die eigene Streitkultur, die Empathie und das Miteinander, wenn Meinungen auseinander gehen? 

Die beiden Protagonisten Theresa und Stefan tauschen sich im Roman per E-Mail und What`s App über ihre Leben aus, die sich in zwei komplett andere Richtungen entwickelt haben. Als Leserin fiel es mir leicht, dem Schlagabtausch zu folgen. So ein Briefwechsel lässt sich leicht lesen und bleibt auch spannend. Einige Sequenzen fand ich sehr übertrieben, machen aber auch klar, wie wichtig es ist sich Gedanken über die aktuelle politische und gesellschaftliche Situation und den eigenen Standpunkt zu machen und zu hinterfragen, ob auch andere Meinungen ihre Berechtigung haben - es nicht immer nur schwarz und weiß gibt, sondern auch viele verschiedene Grautöne.

Beim Lesen steht man nicht immer nur auf einer Seite, die Sympathien wechseln zwischen den Protagonisten hin und her. Beide Seiten haben ihre Probleme. Man merkt wie sehr jeder in seiner eigenen Welt gefangen ist und die Gegenseite gar nicht richtig hört oder hören kann.
Die Stimmung spitzt sich immer mehr zu und am Ende war mir die Entwicklung doch zum Teil etwas zu "radikal" - die Stimmung kocht immer mehr hoch. Stefan kommt mir manches mal vor, wie ein Fähnchen im Wind. 
Der Roman spiegelt aber sehr schön wieder, wie es aktuell in der Gesellschaft aussieht, auch wie in den sozialen Medien kommuniziert wird und welchen Einfluss die Medien haben. 

Ein Roman, der durch seine Aktualität und Brisanz überzeugt, wenn auch teilweise überspitzt dargestellt. Unbedingte Leseempfehlung.


Cover und Illustration              
2 / 5
Story / Inhalt   
5 / 5
Aufbau und Schreibstil 
4 / 5
Spannung und Lesefluss
4 / 5
Hauptfigur /-en
4 / 5
Emotionen und Stimmung
4 / 5

 

Samstag, 7. Januar 2023

Lesemonate November und Dezember

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Auch wenn in den letzten beiden Monaten kein neuer Post erschienen ist, habe ich doch einige Bücher gelesen. Überwiegend einige Neuzugänge gebrauchter Bücher, welche ich vor allem aufgrund von Empfehlungen von Freunden, Verwandtschaft oder der Presse bestellt hatte. Hier meine Kurzmeinung zu den gelesenen Büchern:

Verdächtige Geliebte 
von Keigo Higashino
Krimi; kurze Eingewöhnungsphase zu Beginn an japanische Namen und Ortsnamen; außergewöhnlicher Aufbau; sympathische Ermittler; ein Roman zum mit fiebern und mit rätseln; macht Lust auf mehr japanische Romane 


 

Schuldlos Schuldig 
von Susan Sloan
Roman; krasser Einstieg; überwiegend sehr fesselnd erzählt, aber hat auch Längen im mittleren Teil; man kann das Ende erahnen; gerne gelesen, obwohl für mich auch stellenweise unrealistisch / schwer vorstellbar


Der Heimweg
von Sebastian Fitzek
Thriller; für mich eher ein schwacher Fitzek; Protagonisten blieben mir eher unsympathisch; irgendwie wirr; Auflösung am Ende wieder überraschend, aber insgesamt hat mich dieser Psychothriller nicht gefesselt; Schreibstil gewohnt flüssig aber Story hat mich nicht überzeugt 


Der Salzpfad
von Raynor Winn
Reisebericht, aber auch Roman; autobiographisch; Schicksalsschläge; Landschaftsbeschreibungen; Wandern; der Bericht über die Wanderung von Raynor und Moth auf dem South West Coast Path hat mich sehr bewegt und lässt einen nachdenklich zurück; viele Begegnungen und Erlebnisse berühren; inspirierend und bewegend; weckt Fernweh und Wanderlust.



Montag, 24. Oktober 2022

Die guten Frauen von Safe Harbour

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"Die guten Frauen von Safe Harbour"
von Bobbi French
aus dem Englischen von Carina Tessari

erschienen bei: Diederichs
einem Verlag der 
Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
am 31.08.2022

Hardcover
352 Seiten
ISBN: 978-3-424-35124-8
22,00 €

auch erschienen als
E-Book

(Stand: 24.10.2022)

Vielen Dank an das Bloggerportal und den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Zum Inhalt (Quelle: Verlag):
Frances Delaney kehrt nach vielen Jahren an den Ort ihrer Kindheit zurück. Doch das idyllische neufundländische Fischerdorf Safe Harbour ist nicht nur ein Ort guter Erinnerungen.
Vor allem der Verlust der Freundschaft zu ihrer engsten Freundin Annie, erschütterte Frances zutiefst.
Zusammen mit ihrer Freundin Edie stellt sich Frances den Schatten der Vergangenheit und kann sich nun endlich mit ihrem Leben aussöhnen und bei sich ankommen.
Sie hat nicht mehr viel Zeit.
Atmosphärisch eingebunden in die Kulisse der kargen Landschaft Neufundlands handelt diese kraftvolle Geschichte über Freundschaft und Vergebung. Das Debüt der Psychiaterin Bobbi French erzählt von einer Frau, die sich selbst die Chance gibt zu lieben und geliebt zu werden.
Meine Meinung:
Das Cover von Bobbi Frenchs Debütroman hat mich gleich angesprochen, wenngleich es auch eine fröhlichere Sommerlektüre suggeriert. "Die guten Frauen von Safe Harbour" kommt nicht so leicht und seicht daher, wie man meinen könnte. Doch genau deshalb mochte ich diesen Roman so sehr.

Die Geschichte von Frances ist durchzogen von vielen Schicksalsschlägen. 
Die Themen, welche die Autorin mit in den Roman einbindet, sind sehr vielseitig und teilweise auch ungewöhnlich. Sterbehilfe, ungewollte Schwangerschaft oder Kirche sind nur drei von vielen weiteren wichtigen Dingen, die mit eingebunden wurden. Einige Themen werden sicherlich nur kurz angerissen und finden in einem Roman, wie diesem nicht die notwendige Tiefe, die sie verdienen. Doch wird man zum Nachdenken angeregt. Ich fand es sogar sehr angenehm, dass die Schwere dieser Themenbereiche nicht weiter vertieft wurde. Einen großen Stellenwert nimmt sicherlich auch die Selbstbestimmtheit ein, aber vor allem geht es in Zusammenhang mit Frances Erkrankung und dem nahendem Lebensende um Freundschaft und Vergebung. 
Ihre Freundschaft zu Annie, welche seit ihrer Jugend auf Eis liegt und die ungewöhnliche Freundschaft zu der jungen Edie geben Frances halt und helfen ihr sich mit ihrer Vergangenheit und Familiengeschichte auseinander setzen.

Der flüssige Schreibstil von Bobbi French hat mir sehr gefallen. Da der Roman aus der Sicht von Frances geschrieben ist, konnte ich mich immer sehr einfühlen. Die Beschreibungen ihrer Gefühle und Gedanken, aber auch der Umgebung und Landschaft sind detailliert und in einem angenehmen Maße ausführlich. 
Es werden auch Rückblicke in die gemeinsame Jugend von Frances und Annie gegeben, was einem die Protagonisten noch näher bringt.

Spannung im herkömmlichen Sinn sucht man in diesem Roman vergebens. Fesseln konnte mich die Autorin trotzdem, denn Frances Werdegang und Leben, sowie ihr Umgang mit den aktuellen Lebensumständen ließen mich diesen Roman mit sehr viel Freude, neugierig und begeistert lesen.

Die Zeichnung der Figuren hat mir sehr gefallen. Alle haben Ecken und Kanten, sind mir aber so nah gebracht worden, dass sie mir im Laufe des Leseprozesses sehr ans Herz gewachsen sind. Edie bringt eine gewisse jugendliche Leichtigkeit mit, aber auch der teilweise doch eher schwarze Humor von Frances bringt einen immer wieder mal zum Schmunzeln.

Die Gesamtstimmung des Romans hat mir richtig gut gefallen. Mich hat begeistert, wie gelungen schwere und schwierige Themen bearbeitet und eingebracht wurden, ohne dass es mir die Leichtigkeit beim Lesen genommen hat. "Die guten Frauen von Safe Harbour" hat mich bewegt und trotzdem nicht bedrückt.

Von mir eine klare Leseempfehlung für diesen ersten Roman der in Neufundland geborenen Psychiaterin Bobbi French.



Cover und Illustration              
4 / 5
Story  
5 / 5
Aufbau und Schreibstil 
4 / 5
Spannung und Lesefluss
4 / 5
Hauptfigur /-en
4 / 5
Emotionen  und Stimmung
5 / 5

 



Sonntag, 2. Oktober 2022

Lügen über meine Mutter

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"Lügen über meine Mutter"
von Daniela Dröscher 

erschienen im 
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co. KG
am 18.08.2022

als Harcover 
448 Seiten
ISBN: 978-3-462-00199-0
24,00 €

und
Ebook | Hörbuch

(Stand: 02.10.2022)

Vielen Dank an Netgalley.de und den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Zum Inhalt (Quelle: Verlag):

Daniela Dröscher erzählt vom Aufwachsen in einer Familie, in der ein Thema alles beherrscht: das Körpergewicht der Mutter. Ist diese schöne, eigenwillige, unberechenbare Frau zu dick? Muss sie dringend abnehmen? Ja, das muss sie. Entscheidet ihr Ehemann. Und die Mutter ist dem ausgesetzt, Tag für Tag.
»Lügen über meine Mutter« ist zweierlei zugleich: die Erzählung einer Kindheit im Hunsrück der 1980er, die immer stärker beherrscht wird von der fixen Idee des Vaters, das Übergewicht seiner Frau wäre verantwortlich für alles, was ihm versagt bleibt: die Beförderung, der soziale Aufstieg, die Anerkennung in der Dorfgemeinschaft. Und es ist eine Befragung des Geschehens aus der heutigen Perspektive: Was ist damals wirklich passiert? Was wurde verheimlicht, worüber wurde gelogen? Und was sagt uns das alles über den größeren Zusammenhang: die Gesellschaft, die ständig auf uns einwirkt, ob wir wollen oder nicht?
Schonungslos und eindrücklich lässt Daniela Dröscher ihr kindliches Alter Ego die Jahre, in denen sich dieses  »Kammerspiel namens Familie« abspielte, noch einmal durchleben. Ihr gelingt ein ebenso berührender wie kluger Roman über subtile Gewalt, aber auch über Verantwortung und Fürsorge. Vor allem aber ist dies ein tragik-komisches Buch über eine starke Frau, die nicht aufhört, für die Selbstbestimmung über ihr Leben zu kämpfen. 
Meine Meinung:
(Achtung, kann Spoiler enthalten)
Deutscher Buchpreis 2022. "Lügen über meine Mutter" steht aktuell bereits auf der Short List für den deutschen Buchpreis 2022. Ich habe mir die nominierten Bücher der Longlist angeschaut und inhaltlich fand ich den Roman von Daniela Dröscher am ansprechendsten. Selbst ein Kind der 80er, lese ich gerne auch Bücher, welche in diese Zeitspanne fallen. Zudem spielte auch das Thema "Übergewicht" in meiner Kindheit eine Rolle, glücklicherweise nicht in einer solch erschreckenden und unangemessenen Ausprägung, wie im Roman beschrieben.
Kommen wir zur eigentlichen Rezension des Romans, welche zu verfassen, mir relativ schwer fällt.

Das Cover gefällt mir ganz gut, ist aber nicht so aussagekräftig und originell. Eher unspektakulär. 
Das Thema des Romans hat mich angesprochen, die Umsetzung jedoch hat mir leider nicht so gut gefallen. Dies hat verschiedene Gründe. 

Der Aufbau hat mir noch recht gut gefallen. Neben den Kapiteln, in denen wir aus Elas Sichtweise die familiären Probleme und ihre und die Geschichte ihrer Mutter erzählt bekommen, wurden auch nach fast jedem dieser Kapitel noch Gedanken und Ergänzungen von Ela als Erwachsene Person eingefügt. Der Schreibstil war unkompliziert, fast umgangssprachlich und auch mit Textstellen in Dialekt wurde nicht gegeizt. Viele Anspielungen auf die Kultur der 80er Jahre werden vor allem den jüngeren Lesern nichts sagen. Da ich selbst in dieser Zeit aufgewachsen bin, konnte ich mich doch auch in viele Situationen hineinversetzen und auch mit den für diese Zeit typischen kulturellen Dingen innerhalb des Romans zumindest etwas anfangen.

Die Autorin konnte mich mit der Erzählung zu Beginn doch recht gut in den Bann ziehen. Dies nahm leider mit jedem weiteren Kapitel immer mehr ab. Die düstere Grundstimmung und mein Unverständnis für viele der beschriebenen Handlungen bauten in mir eine Art Abneigung auf. In der Hoffnung auf eine positive Wendung blieb ich jedoch dran. Spannung ergab sich für mich lediglich daraus, zu erfahren, ob Elas Mutter den Absprung aus der patriarchalisch geführten und von Lügen überlagerten Ehe schafft. Die Gelegenheit wurde "verpasst" und das Ende lässt mich unzufrieden zurück. Für mich hat die Erzählung leider nicht wirklich eine positive Aussage. Mit dem tyrannischen Ehemann zusammen zu bleiben, bis die Kinder aus dem Haus sind, ist für mich nicht "die Lösung".  

Die Hauptfiguren konnte ich mir gut vorstellen, vor allem Ela, da aus ihrer Sichtweise geschrieben wurde. Da ihre Eltern lediglich aus ihrer kindlichen Version beschrieben werden, bleiben hier doch auch einige Fragen offen und viele Handlungen sind nicht nachvollziehbar. Was mir nicht gefallen hat, war auch, wie sehr das Kind in dieser Ehe instrumentalisiert wurde. Wie Vaters Einstellung zum Gewicht der Mutter sich auch auf die Tochter projiziert. Wie auch Ela das Essverhalten ihrer Mutter anfängt zu hinterfragen und kritisieren. Welches Bild von einer "angemessenen" Körperstatur Ela bereits vermittelt wurde. 
Mir ist bewusst, dass diese Dinge passieren, auch in anderen Kontexten, aber für einen Roman war mir die Stimmung insgesamt zu negativ. Auch eine positive Wendung habe ich vermisst.
Zudem habe ich mich beim Lesen auch gefragt, ob die beschriebenen Gedanken von Ela tatsächlich altersgemäß sind. Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass ich selbst teilweise so gedacht hätte oder viele andere Kinder in diesem Alter so weitgreifende Beobachtungen und Deutungen von Verhaltensweisen vornehmen.
Für mich war der Roman leider insgesamt mit zu vielen (selbst-)zerstörerischen und wiederkehrend abschreckenden Ereignissen durchzogen.

Wen eine negative Stimmung in der für die 80er Jahre nicht unvorstellbaren Geschichte nicht abschreckt; wer Eintauchen will in die patriarchalische Familiengeschichte im ländlichen Umfeld, der kann mit diesem Roman glücklich werden. 


Cover und Illustration              
2,5 / 5
Story  
4 / 5
Aufbau und Schreibstil 
4 / 5
Spannung und Lesefluss
2 / 5
Hauptfigur /-en
2 / 5
Emotionen  und Stimmung
1 / 5